Der Verteilnetzbetreiber TEAG aus dem deutschen Thüringen ist einer von vielen Anbietern in Europa, die jetzt auf dem Weg zu einer CO2-armen Wirtschaft in die Beseitigung dieser Hindernisse investieren. Thüringen, das wegen seiner dichten Wälder auch als „grünes Herz Deutschlands“ bezeichnet wird, erzeugt über 57 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien. 22,4 Prozent stammen aus Windkraft.
Im April 2024 unterzeichnete TEAG mit der Europäischen Investitionsbank ein Darlehen über 400 Millionen Euro, mit dem ein 600 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm zur Ertüchtigung des kleinteiligen regionalen Stromnetzes finanziert werden soll. Die TEAG versorgt 620 Gemeinden, von denen viele lediglich 10 000 bis 20 000 Einwohner haben.
„Wir gehen davon aus, dass der Bedarf an erneuerbaren Energien deutlich steigt“, sagt Mike Karaschinsky, Geschäftsbereichsleiter bei TEAG. „Deutschland stellt von einem stark zentralisierten System, in dem Kohle- und Atomkraftwerke nahe bei den Abnehmern lagen, auf ein stark dezentralisiertes System um, in dem der Strom dort erzeugt wird, wo die Witterungsbedingungen optimal sind. Damit stellt sich die Frage, von wo nach wo der Strom künftig fließt und welche Trassen besonders beansprucht sein werden.“
Der regionale Netzbetreiber investiert nicht nur in neue, dauerhafte Hochspannungsleitungen und Umspannwerke, sondern beträchtliche Summen fließen auch in die Digitalisierung, unter anderem in intelligente Zähler und IT-Sicherheit.
„Wenn die Elektromobilität zunimmt und Autobatterien und Ladesysteme Energie zurück ins Netz einspeisen können, müssen wir in ein sehr viel intelligenteres Netz investieren“, sagt Karaschinsky.
Von 2013 bis 2023 hat die Europäische Investitionsbank mit über 30 Milliarden Euro an Krediten Maßnahmen zur Netzertüchtigung in der Europäischen Union gefördert, die mehr als 74 Milliarden Euro gekostet haben. Aber es bleibt noch viel zu tun, wenn die Netze die Energiewende voranbringen sollen. Bisher sind sie ein Bremsklotz.
In ihrer Mitteilung zum „EU-Aktionsplan für Netze“ vom November 2023 schreibt die Europäische Kommission, dass die Genehmigungsverfahren für den Netzausbau derzeit vier bis zehn Jahre in Anspruch nehmen; bei neuen Hochspannungsleitungen sind es sogar acht bis zehn Jahre. Diese Zeiträume müssen deutlich verkürzt werden, wenn die Energiewende auf Kurs bleiben soll.
Insgesamt schätzt die Kommission den Investitionsbedarf in das Stromnetz bis 2030 auf 584 Milliarden Euro. Der Großteil davon entfällt auf die lokalen Verteilernetze, die digitalisiert, echtzeitüberwachungsfähig, fernsteuerbar und cybersicher gemacht werden sollen.
In diesem Sinne hat die Kommission einen 14-Punkte-Plan vorgelegt, um die langfristige Netzplanung zu verbessern, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und den Zugang zu Finanzmitteln für Netzprojekte sowohl auf der Übertragungs- als auch auf der Verteil-Ebene zu verbessern.
Eine bessere Verknüpfung der nationalen Netze könnte die Effizienz ebenfalls steigern und den Brennstoffbedarf nach Berechnungen des Think Tanks Bruegel um bis zu 21 Prozent verringern.
Außerdem müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen dringend geändert werden. Im März 2023 schlug die Europäische Kommission eine umfassende Reform des EU-Strommarkts vor, um die Preisschwankungen für die Verbraucherinnen und Verbraucher zu mindern und günstigere Bedingungen für Investitionen in CO2-arme Energien und Energiespeicherlösungen zu schaffen.