Von null auf zwei Milliarden Euro
Nachdem die ersten 250 Millionen Euro für das Innovationszentrum in Grenoble beschafft waren, folgten schnell weitere Mittel – darunter 650 Millionen Euro an staatlichen Subventionen unter dem Plan France 2030. Der Plan soll der französischen Industrie helfen, mit massiven Investitionen in innovative Technologien und die ökologische Wende aufzuholen. Die Subventionen umfassen 60 Millionen Euro von der Region Hauts-de-France und 30 Millionen Euro von Dunkerque.
„Verkor startete 2020 und schaffte es innerhalb von vier Jahren, von null auf zwei Milliarden Euro für die Riesenanlage zu kommen“, so Kueny, der für die EIB an der Finanzierung mitarbeitete. „Dieses Projekt erfüllt alle Kriterien: Verkor ist ein innovatives europäisches Start-up, es fördert die grüne Wende in der europäischen Automobilindustrie und stärkt Europas weltweite Wettbewerbsfähigkeit in einem wichtigen Sektor.“
Im April 2024 genehmigte die EIB ein weiteres Direktdarlehen über 270 Millionen Euro für den Bau der Gigafabrik in Dunkerque, mit Unterstützung durch InvestEU. Zusätzlich plant die Bank ein Durchleitungsdarlehen an Geschäftsbanken, das die Gesamtmittel der EIB für das Projekt auf 400 Millionen Euro bringen könnte.
Verkor erhielt auch Finanzierungen von 16 weiteren Banken, mit einer Teilgarantie durch die französische Förderbank Banque Publique d’Investissement, kurz BPI. Die öffentliche Caisse des Dépôts et Consignations – Banque des Territoires vergab zudem ein nachrangiges Darlehen über 150 Millionen Euro.
Markt- und Technologierisiken
Die massiven Investitionen sind nicht ohne Risiko.
„Es ist nicht einfach für Start-ups wie Verkor, in diesem Markt Milliarden von Euro an Eigen- und Fremdkapital zu bekommen“, meint Kueny. „Die Nachfrage nach E-Autos und die Rohstoffpreise sind sehr unberechenbar. Zusätzlich bergen diese Megaprojekte Technologie-, Markt- und Konstruktionsrisiken, die die Finanzierung für Kredit- und andere Geldgeber heikel machen.“
Ein Grund für die sinkende Nachfrage ist, dass viele europäische Länder Subventionen und Steuervorteile für E-Autos gestrichen haben. Zusätzlich klemmt es bei der europaweiten Ladeinfrastruktur. (Etwa 70 Prozent der Ladestationen in Europa befinden sich in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden.)
Aber Lemaignan macht sich keine Sorgen. „Das Wachstum lässt vielleicht nach, aber nicht stark“, sagt er. „Und egal was passiert, bis 2025 sollte der Marktanteil von E-Fahrzeugen bei 25 Prozent liegen.“
Ein umkämpfter Sektor
Batterien machen 30–50 Prozent der Kosten eines E-Autos aus, und diese sind immer noch teurer als vergleichbare Verbrenner. Autohersteller arbeiten daran, die Kosten zu reduzieren, damit europäische E-Autos mit Verbrennern und asiatischen E-Fahrzeugen konkurrieren können.
„Der Sektor ist sehr umkämpft“, sagt Jonas Wolff, Lead Engineer bei der EIB. „Und es gibt ein Technologierisiko, weil die Hersteller ständig die Grenzen weiter verschieben wollen, um noch ein bisschen mehr aus den Zellen herauszuholen, damit sie die Preise senken können.“
Wie machen sie das?
Die Kathode, ein wichtiger Teil der Lithium-Ionen-Batterie, ist aus einer Mischung aus Nickel, Mangan, Kobalt, etwas Lithium und anderen Metallen gemacht. „Das Rezept für diese Mischung ist firmeneigen“, so Wolff.
Die Metalle sind teuer, und die Preise schwanken stark. Hinzu kommen komplexe Lieferketten und Gewinnungs- und Herstellverfahren. Daher versucht man, die Menge an teuren und volatilen Metallen zu reduzieren, um Kosten zu sparen und die Preise stabiler zu machen. Außerdem gibt es rechtliche Auflagen für die Lieferketten, die sich oft außerhalb der EU befinden.
„Wir versuchen, das Material lokal zu produzieren und dann den Rest aus Europa und anderen Regionen zu beziehen“, so Lemaignan. „Manche Materialien müssen weiterhin aus Afrika, Südamerika oder Asien importiert werden. Aber unser Lithium wird aus Europa kommen, genauso wie einiges an Nickel. Kobalt bekommen wir zum Teil aus Marokko. Wir entwickeln diese Wertschöpfungsketten gemeinsam mit Renault.“
Batterien und neue Jobs
Dass die Gigafabrik in Dunkerque in Hafennähe liegt, erleichtert den Rohstoffimport und die Lieferung der fertigen Produkte zu den Fabriken von Renault. Mit vier Fertigungslinien wird die Gigafabrik jährlich Batterien für bis zu 300 000 Autos produzieren. Außerdem soll das Projekt bis 2030 etwa 1 500–2 000 Arbeitsplätze in Dunkerque schaffen.
Laut Desmoulière von Verkor schreitet der Bau der Gigafabrik rasch voran. „Die Maschinen sollen im Juni eintreffen. In den kommenden Monaten stehen einige Abnahmeprüfungen an. Und in der zweiten Jahreshälfte 2025 wollen wir die ersten fertigen Produkte an Renault liefern.“