Für die Kinder ist der Krieg besonders schlimm, bedauern die Bürgermeister.
„Was er mit den Kindern macht, tut am meisten weh“, sagt Semenikhin. „Sie leiden unter dem Krieg und müssen irgendwie damit klarkommen. Kinder spielen sogar an Straßensperren: Sie halten Autos an, sagen Parolen auf Ukrainisch und sammeln Geld für die Armee. Damit kaufen wir dann Ausrüstung für unsere Städte.“
Kinder könnten um Jahre zurückgeworfen werden
Der Krieg könnte die Kinder weit zurückwerfen. Darunter wird das Land noch lange leiden, meint Solomakha.
„Wir dürfen jetzt nicht eine ganze Generation verlieren. Wenn unsere Kinder im Krieg nicht zur Schule gehen können, haben wir in fünf bis zehn Jahren noch viele andere Probleme. Kinder müssen bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, damit sie später die Ukraine voranbringen können.“
Auf die Frage, was die Menschen in der Ukraine jetzt besonders dringend brauchen, stimmt Semenikhin Vize-Bildungsminister Vitrenko zu. Oberste Priorität haben jetzt sichere Unterkünfte für diejenigen, die kein Zuhause mehr haben. Danach kommen Lebensmittel, Stromgeneratoren, Kraftstoff, Waffen und Kampfjets.
„Aber das Wichtigste sind Luftschutzkeller, wo die Menschen sicher sind und länger bleiben können“, sagt Semenikhin. „Ein gut erreichbarer Luftschutzkeller rettet Leben, und zwar nicht nur Dutzende, sondern Hunderte oder gar Tausende. Solche Schutzräume sind wirklich wichtig, und es gibt noch nicht genug davon.“
Für ihren Bau braucht es Arbeitskräfte. Aber auch mehr Geld und flexible Rückzahlungsbedingungen, so die Bürgermeister. „Außerdem brauchen wir mehr technisches und wirtschaftliches Fachwissen. Nur so schaffen wir einen Wiederaufbau nach hohen europäischen Standards“, erklärt Morhunov.
Das Hilfspaket der EIB für die Ukraine hat drei Schwerpunkte: technische Hilfe durch das Beratungsteam, zügiges grünes Licht für Kredite von ihren Kreditreferenten und Ingenieuren sowie flexible Konditionen. Seit der russischen Invasion hat die Bank zusammen mit der Europäischen Kommission und der Regierung der Ukraine 1,7 Milliarden Euro mobilisiert, um dem Land zu helfen.
Die Bürgermeister sind optimistisch, dass der Krieg zugunsten der Ukraine ausgeht. Aber niemand weiß, wann das sein wird.
„Allen muss klar sein, dass die Ukraine nicht mehr das Land ist, das sie vor dem 24. Februar 2022 war“, mahnt Bürgermeister Semenikhin. „Wir kämpfen heute um jeden Quadratzentimeter. Wir lieben unser Land und fühlen, dass wir für die Freiheit der gesamten zivilisierten Welt kämpfen.“