Warum schwimmende Windparks nicht ins Schwanken geraten
Wie aber bleiben diese riesigen Bauwerke auch bei bis zu 15 Meter hohen Wellen aufrecht stehen? „Anders als herkömmliche Offshore-Windparks steht der WindFloat Atlantic auf schwimmenden Plattformen“, weiß Pinheiro.
Die Halbtaucherplattformen – ursprünglich für Öl- und Gas-Bohrinseln entwickelt – wurden für die Windräder im rauen Atlantik innovativ angepasst.
Die massiven Plattformen bestehen aus drei in einem gleichseitigen Dreieck angeordneten, 29 Meter hohen Zylindern mit einem Durchmesser von 12 Metern. Damit die hohen Turbinen aufrecht stehen bleiben, kommt dasselbe Konzept zur Anwendung wie bei Schiffen: Ballast.
Die Schwimmplattformen haben noch einen weiteren Vorteil. „Der untere Teil der drei Zylinder wird mit Wasser gefüllt. Kombiniert mit einem statischen, aktiven Ballastsystem wird die ganze Konstruktion stabiler“, erzählt Pinheiro.
Das Wasser kann zwischen den Zylindern hin und her gepumpt werden und so die Kraft des Windes ausgleichen. Dadurch halten die Bauwerke Wellen von bis zu 20 Metern und Windgeschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde stand.
Ende 2023 wurden sie von Sturm Cirian auf die Probe gestellt: Dieser brachte Wellen von bis zu 20 Metern Höhe und Windböen von bis zu 139 Kilometern pro Stunde.
Die Plattformen sind mit Kabeln am Meeresboden verankert und können so in tieferen Gewässern weit vor der Küste eingesetzt werden. Unter dem WindFloat Atlantic sind es rund 100 Meter bis zum Meeresboden. Außerdem können die Plattformen zur Wartung oder zum Austauschen von Teilen ans Ufer gezogen werden.
Schwimmende Windparks sind die Zukunft
Pinheiro zufolge ist die mittlerweile bewährte Technologie die Zukunft der Windkraft: „Wenn wir die Klimawende schaffen wollen, müssen wir uns beeilen. Und Energieunternehmen wie EDP und EDP Renováveis spielen dabei eine große Rolle. Mit unserer Erfahrung wollen wir neue Wege beschreiten.“
Ocean Winds, ein Joint Venture der EDP Renováveis und Engie, baut neue Windparks vor der Küste Spaniens, etwa in Asturien oder vor den Kanarischen Inseln, aber auch in Frankreich, Schottland und weiteren Ländern.
Carlos Moedas, Bürgermeister von Lissabon und zum Zeitpunkt der Projektgenehmigung EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation, freut sich: „Der EIB-Kredit für das WindFloat-Projekt ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die EU bei innovativen Energielösungen das Risiko mindert. Wir brauchen bahnbrechende Technologien, damit Europa bei der Energiewende schneller vorankommt und im globalen Kampf gegen den Klimawandel ganz vorn dabei ist.“
WindFloat Atlantic wurde 2023 vom Ordem dos Engenheiros, dem 62 000 Mitglieder starken portugiesischen Ingenieursverband, als eines der wichtigsten Ingenieursprojekte des 21. Jahrhunderts anerkannt.