Das derzeitige Ziel lautet: Bis 2050 soll die Wirtschaft der EU vollständig dekarbonisiert sein. Einige Sektoren werden natürlich weiterhin CO2 und andere Treibhausgase ausstoßen, was aber durch Aufforstung und andere Maßnahmen kompensiert werden soll, die CO2 wieder aus der Atmosphäre entfernen.
Zunächst müssen wir aber die ehrgeizigen Ziele für 2030 erreichen.
Ökonom Kalantzis von der EIB glaubt, dass Europa auf diesem Weg Fortschritte macht. „Ich habe das Gefühl, dass wir unsere Ziele für 2030 im Großen und Ganzen erreichen werden.“
Er sieht die EU weitgehend auf Kurs. Dabei stützt er sich auf eine aktuelle Einschätzung der Europäischen Kommission auf Basis der nationalen Energie- und Klimapläne, d. h. der von den EU-Ländern vorgelegten Zehn-Jahres-Strategien. „Meines Erachtens sollten wir uns aber nicht so sehr auf die Zielwerte konzentrieren“, so Kalantzis. „Wichtig ist, dass die Richtung stimmt und auf welche Weise wir die Ziele erreichen.“
Es gibt durchaus noch einige Hindernisse auf dem Weg. Da sind zum einen der öffentliche Widerstand gegen die Energie- und Klimapolitik, wie etwa die Bauernproteste in ganz Europa Anfang 2024 zeigten, und zum anderen die anhaltend hohen Strompreise. Auch sie führen zu Unmut, denn sie belasten Endverbraucher und Unternehmen in einer ohnehin schon schwierigen Phase zusätzlich.
Nicht zuletzt muss Europa aufpassen, dass es nicht von einer Abhängigkeit – nämlich der von russischem Erdöl und Erdgas – direkt in die nächste rutscht, und zwar von Solarmodulen oder Windkraftanlagen aus China. „Stellen Sie sich vor, die Spannungen im Verhältnis zu China nähmen plötzlich zu und wir bekämen von dort keine Lieferungen mehr“, warnt Boschi. „Das könnten wir nicht über Nacht durch eine europäische Produktion ersetzen.“
Europäische Politiker reden viel von Energieautonomie, also dem Schutz von Europas Energieversorgung vor Krieg, Handelsstreitigkeiten oder unzuverlässigen ausländischen Partnern. Die Energiewende wird Europa vielleicht nicht vollständig autonom machen, aber der Kontinent könnte stärker auf eigene Ressourcen zurückgreifen.
„Vor allem“, sagt Kalantzis, „müssen wir die Menschen jetzt davon überzeugen, dass das der einzige Weg in die Zukunft ist.“