EIB fördert Projekte abseits des Kriegsgeschehens
„Wir können jetzt keine großen nationalen Projekte auflegen. Deshalb konzentrieren wir uns auf kleine Projekte und versuchen vor allem, den Menschen durch diese schwere Zeit zu helfen“, erklärt Hervé Guenassia, der bei der EIB ebenfalls an Krediten für die Ukraine arbeitet. „Etwas Großes, etwa den Wiederaufbau eines Flughafens, würden die Russen sicher zerstören.“
Die Europäische Investitionsbank ist bereits seit 15 Jahren in der Ukraine tätig. Über acht Milliarden Euro hat sie in dieser Zeit für Projekte bereitgestellt. Nach der Besetzung der Ostukraine und der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 genehmigte die Bank ein Rahmendarlehen über 200 Millionen Euro als Hilfe für Menschen, die vor dem Konflikt flohen, und für Städte, die große Zahlen von Flüchtlingen aufnahmen. Mit dieser Art Darlehen lässt sich fast jedes öffentliche Projekt fördern, das für das tägliche Leben unverzichtbar ist: Heizungssysteme, Schulen, Krankenhäuser, Sporteinrichtungen usw. Einige dieser Projekte hat der Krieg zerstört, darunter auch eines der Highlights unseres Wiederaufbauprogramms: eine hochmoderne Bibliothek mit Technologiezentrum in Mariupol.
„Es ist sehr schade, dass so viele dieser Projekte zerstört wurden, denn sie haben den Menschen vor Ort so viel Hoffnung gebracht,“ sagt Roy Draycott. Er ist Bauingenieur bei der Europäischen Investitionsbank und hat sechs Jahre im Büro der Bank in Kiew gearbeitet. Sobald der Krieg vorbei ist, will er zurück in die Ukraine gehen, um dort zu arbeiten.
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Ständiger Kontakt mit den Städten während des Kriegs
Selbst in den schwersten Kriegstagen bekamen Guenassia und Silvestro von Kameke weiter Anrufe von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in den am stärksten umkämpften Gebieten. Sie fragten nach technischer Hilfe und finanzieller Unterstützung. Im August und September 2022 rief die Europäische Investitionsbank zur Einreichung von Vorschlägen für Finanzierungsprojekte in der Ukraine auf. Rund 1 000 Anträge von Städten und privaten Unternehmen gingen ein, mehr als 300 davon will die Bank genehmigen. Weitere Aufforderungen sollen Ende 2022 und Anfang 2023 folgen.
2022 genehmigte die Bank folgende Finanzierungsprojekte für die Ukraine:
- Neue Straßenbahnwagen für Kiew und Lwiw
- Neue Busse für Luzk
- Instandsetzung von Gesundheitseinrichtungen in Odessa
- Sanierung beschädigter Bildungseinrichtungen in Myrhorod und Schyschaky
- Umfangreiche Wiederaufbauarbeiten an einer Fremdsprachenschule in Kamjanske
- Wiederherstellung eines Jugendkunstzentrums in Saporischschja
- Instandsetzung einer Sport- und Rehaeinrichtung in Reschetyliwka
- Wiederaufbau eines Kindergartens in Browary
Darüber hinaus helfen wir der Ukraine auch bei anderen Projekten: Wiederaufbau oder Instandsetzung von Logistikzentren, Lieferung von Decken, Thermosflaschen und Rucksäcken für Schutzsuchende in Bunkern, Errichtung von Wohnraum für Kriegsflüchtlinge, Hilfe für Feuerwehr und Rettungsdienste oder Reparatur beschädigter Strom- und Gasleitungen.
Für eine funktionierende Strom- und Gasversorgung im Land ist mehr nötig, als nur Schäden zu reparieren. Die ukrainischen Versorger stehen durch den Krieg unter Druck: Ihre Ausgaben steigen, während ihre Einnahmen sinken, denn Millionen Menschen können ihre Rechnungen nicht bezahlen. „Es gibt eine Energiekrise im Land“, erklärt Guenassia. „Wir sprechen viel mit Energieunternehmen, um zu sehen, wie sie liquide bleiben und weiter Energie liefern können.“