Beim Wettbewerb für Soziale Innovation 2021 gewann Cellugy den mit 75 000 Euro dotierten ersten Preis in der Kategorie nachhaltige Lebensweise. Mit dem Wettbewerb würdigt das EIB-Institut Unternehmen, die Lösungen für ökologische und gesellschaftliche Herausforderungen finden. Neben weiteren Auszeichnungen erhielt Cellugy auch Mittel aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizont 2020“ der Europäischen Union.
Der Kunststoffersatz von Cellugy – EcoFLEXY – unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von den Produkten der Konkurrenz.
Álvarez-Martos: „Der wichtigste Unterschied aus technischer Sicht ist, dass wir nichts der Natur abringen müssen. Wir brauchen keine Bäume oder andere natürliche Ressourcen. Stattdessen haben wir eine hauseigene Fermentationstechnik entwickelt.“
Mit einem speziellen Bakterienstamm, der sich von Zucker ernährt, stellt Cellugy sein Produkt in Gärtanks her. Das ist überall auf der Welt in unterschiedlichen Anlagen und mit vorhandener Ausrüstung möglich. Derzeit hat das Unternehmen Partnerschaften mit Firmen in Spanien, Portugal und Deutschland.
Nutzung von überschüssigem Zucker
Der Zucker für die Bakterien stammt aus Zuckerrüben. In Europa bleiben jedes Jahr über eine Million Tonnen überschüssiger Zucker unverkauft, so Álvarez-Martos. Die Bakterien von Cellugy können Zellulose allerdings auch aus anderen Zuckerquellen produzieren. Das wird auch nötig sein, wenn das Unternehmen größer wird.
Das neu geschaffene Material von Cellugy ist vielseitig einsetzbar: als wasserfeste Beschichtung von Papier oder Karton, als Kunststoffersatz in Kosmetika oder sogar als Textilbeschichtung und damit als mögliche Alternative, um Parkas und Jacken wasserdicht zu machen.
Weitere Vorteile von EcoFLEXY: Durch seine Zusammensetzung werden Materialkombinationen zu sogenannten Monomaterialien. Ein kunststofffreies Gewebe oder Papier, das mit dem Material beschichtet ist, kann also leicht recycelt werden – anders als etwa ein Karton mit Kunststoffbeschichtung.
Cellugy hat sich große Ziele gesteckt. Der Markt für nachhaltige Beschichtungen von Fasermaterialien hat eine Größe von sechs Milliarden Euro. Zwei Prozent dieses Markts will das Unternehmen bis 2026 erobern. Das entspräche einem Umsatz von jährlich über 102 Millionen Euro.
Als kleines Start-up ohne große Ressourcen liegt der Schwerpunkt von Cellugy auf gemeinsamen Entwicklungsvereinbarungen mit größeren Unternehmen, die ihre Kunststoffe durch EcoFLEXY ersetzen wollen.
Mit dem Preisgeld aus dem Wettbewerb des EIB-Instituts will Cellugy zunächst eine Pilotanlage mit einem 50-Liter-Tank errichten. „Wenn wir mit einer Menge von 50 Litern erfolgreich sind, dann können wir das leicht ausbauen, sogar um das Zehnfache auf 500 Liter“, sagt Parun Sihombing, der Chief Financial Officer. „Bis 2023 soll EcoFLEXY auf dem Markt sein.“
Ehrgeizige Ziele
Für Álvarez-Martos ist klar: „Wir wollen nicht einfach nur die Beschichtung für ein ganz bestimmtes Produkt herstellen. Denn wir wissen, dass wir sehr viel mehr Probleme lösen können. Unser Traum ist es, die Welt nachhaltiger zu machen und unseren Kindern damit eine bessere Zukunft zu schaffen.“