Mit neuer Infrastruktur gegen den Klimawandel
PANGEA wird wichtige Klimavariablen sowie die geophysischen Aktivitäten laufend überwachen und der Wissenschaft und Gesellschaft in Echtzeit verifizierte Daten liefern. Die Forschungsstation soll helfen, dem Klimawandel und seinen Folgen wie etwa extremen Wetterbedingungen und Naturkatastrophen in Griechenland und im östlichen Mittelmeerraum entgegenzuwirken. Zudem soll sie die seismischen Aktivitäten überwachen, vor allem im südöstlichen Mittelmeerraum, einer Region, die trotz starker tektonischer Aktivität bislang nur unzureichend überwacht wird.
„Das neue Schiff ist ein moderner Neuzugang in einer alternden globalen Schiffsflotte und wird der Ozeanografie gut tun“, so Karageorgis.
Es wird an diversen wissenschaftlichen und zivilen Missionen teilnehmen:
- Erhebung von Daten zur Temperatur und zum Salzgehalt des Meerwassers
- Probenahme von Meeresbodensedimenten
- Überwachung der Verschmutzung der Wasseroberfläche, der Wassersäule und des Meeresbodens
- Überwachung der Gesundheit von Lebensräumen und Ökosystemen an der Küste und auf hoher See
- Probenahme von Wasserorganismen
- Vermessungen für den Bau von Offshore-Windparks oder die Verlegung von Glasfaserkabeln oder Stromkabeln im Meer
- Beteiligung an Such- und Rettungsaktionen
- Probenahme bei Ölkatastrophen
- Verteilung und Wiedereinsammlung von Meeresbojen und Sedimentfallen
- Nutzung als schwimmende Universität für Postgraduierte
Beide Projekte dürften vielfältige Vorteile bieten.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können dadurch kontinuierlich Klimavariablen in der Atmosphäre und im Meer erfassen, die dann in Klimamodelle einfließen. Zuverlässige Klimamodelle ermöglichen bessere Beobachtungen und damit genauere Vorhersagen.
So lassen sich Klimaveränderungen besser nachvollziehen und der natürliche vom menschenverursachten Klimawandel unterscheiden.
In der Meeresforschung erleichtern die Projekte den Schutz der Artenvielfalt, weil die Veränderungen lebender Organismen beobachtet werden können. So können beispielsweise fremde Arten untersucht werden, die es aus tropischen Gewässern in das immer wärmere Mittelmeer zieht.
All dies eröffnet einen Blick in die Zukunft, in der wir das Klimaverhalten nicht nur beobachten, sondern – was noch wichtiger ist – Klimaveränderungen antizipieren und mit entsprechenden Maßnahmen bekämpfen können.
Sowohl das Nationale Observatorium Athen als auch das Griechische Zentrum für Meeresforschung gehören internationalen Wissenschaftsnetzwerken an und stellen ihre Daten frei zur Verfügung. Nicht nur die Daten, auch die Einrichtungen werden ausländischen Forscherteams offenstehen, um im Rahmen europäischer oder internationaler Wissenschaftsprogramme Experimente oder andere Projekte durchzuführen.
Auch die griechische Bevölkerung wird in vielerlei Hinsicht von den Projekten profitieren.
Mithilfe der PANGEA-Daten können griechische Zivilschutzbehörden Naturkatastrophen besser vorhersagen und deren verheerende Folgen womöglich vermeiden.
Die neue Infrastruktur gibt Griechenland zudem die Möglichkeit, sein Ansehen in der wissenschaftlichen Forschung zu verbessern.
„In Forscherkreisen kann sich Griechenland oft nicht behaupten. Die neuen Projekte zeigen, dass das Land über hervorragende, zukunftsorientierte Forscherinnen und Forscher verfügt. Sie brauchen nur etwas Unterstützung und die richtige Infrastruktur, um ihr Know-how und ihre Kompetenzen im Wettbewerb mit anderen erfolgreich einzusetzen“, so Martin Humburg, Ökonom bei der Europäischen Investitionsbank.
Auch Bildungstouristen von griechischen und internationalen Schulen und Universitäten können in den Einrichtungen viel Neues lernen.
„Das PANGEA-Projekt wird sich positiv auf die Gesellschaft auswirken. Es kehrt den Bevölkerungsschwund auf Antikythera um und begünstigt die Küstenschifffahrt in der Grenzregion“, so Manolis Plionis.
Gemeinsam gegen den Klimawandel
Das Nationale Observatorium Athen koordiniert das Nationale Netzwerk gegen den Klimawandel, eine Flagship-Initiative des griechischen Staats, an der auch das Griechische Zentrum für Meeresforschung beteiligt ist. Für beide Einrichtungen hat die Bekämpfung des Klimawandels oberste Priorität.
Deswegen unterzeichnete die Europäische Investitionsbank im Juli 2020 mit dem griechischen Staat ein Darlehen von 57,5 Millionen Euro. Damit finanziert die Bank der EU den Bau und die Ausstattung des geophysikalischen Observatoriums in Antikythera und das neue ozeanografische Forschungsschiff. Beide Projekte sollen innerhalb von fünf bis sechs Jahren durchgeführt sein.
„Finanzierungsmittel für wissenschaftliche Projekte sind knapp, vor allem weil Griechenland seit der Finanzkrise einen strengen Sparkurs verfolgt“, erklärt Costas Kargakos, der als Kreditreferent der Europäischen Investitionsbank an der Finanzierung mitwirkte.
„Mit dem Darlehen unterstützen wir den griechischen Staat dabei, Investitionen in strategische Forschungsinfrastruktur zu fördern. Es dient dem Klimaschutz und der Klimaanpassung und somit Zielen, die auch für die EIB und die EU an oberster Stelle stehen“, meint Kargakos.
Das Projekt hilft nicht nur der Wissenschaft, sondern wird auch der Abwanderung hervorragend ausgebildeter Forscherinnen und Forscher entgegenwirken.
„Wir haben in Europa noch kein vergleichbares Projekt finanziert. Hier entsteht hochmoderne Infrastruktur. Dass die Investition auch noch den Braindrain stoppt, ist ein zusätzliches Plus“, meint Anthony Friedman, Ingenieur bei der Europäischen Investitionsbank.
Strategische Infrastruktur – eine wertvolle Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel
Antikythera ist bislang vor allem als die Insel bekannt, auf der Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts der erste Computer der Antike, der sogenannte „Mechanismus von Antikythera“, entdeckt wurde.
Ausschlaggebend für die Wahl des Projektstandorts war eine Reihe wissenschaftlicher Kriterien:
- Durch ihre abgeschiedene Lage und die geringe Bevölkerung gibt es auf der Inselsehr wenig menschliche Interaktion und Luftverschmutzung.
- Durch die Region strömen Luftmassen, Schadstoffe und Vulkanasche, etwa vom Ätna.
- Die atmosphärischen Bedingungen lassen eine zuverlässige und repräsentative Messung der atmosphärischen Parameter und der natürlichen Grundbelastung durch Treibhausgase zu.
Beim Bau des Observatoriums werden ökologische Standards beachtet und auf die empfindlichen hochmodernen Anlagen Rücksicht genommen.
Das ozeanografische Forschungsschiff, das mit wenig Kraftstoff auskommt, wird für Fahrten im Mittelmeerraum, dem Schwarzen Meer, dem Roten Meer und vielleicht sogar im Atlantischen Ozean gut ausgerüstet sein.
Es verfügt über ein ferngesteuertes Fahrzeug, das die Tiefsee überwachen, Messungen vornehmen und Proben entnehmen kann, ein hochmodernes Fächerecholot, das wertvolle Informationen zur Morphologie des Meeresbodens liefert, sowie zahlreiche wissenschaftliche High-Tech-Instrumente für die Spitzenforschung in flachen Gewässern und auf hoher See.
„Als griechischer Ozeanograf weiß ich, wie wichtig ein seetüchtiges Schiff ist. Ich verfolge dieses großartige Projekt mit großer Freude“, so Aris Karageorgis. „Das Projekt verbindet griechische Gastfreundschaft mit wissenschaftlichem Wissensdurst. Es ermöglicht hochkarätige Forschung und Innovation und lässt über alle Nationalitäten hinweg Freundschaften entstehen.