Mikro- und Nanosatelliten
Seine Transportmissionen steuert D-Orbit von seinem Sitz am Comer See aus. Die Satellitenträger können von verschiedenen am Markt verfügbaren Raketen gestartet werden und wie eine Art Weltraumtaxi mehrere Nano- oder Mikrosatelliten aufnehmen.
Die würfelförmigen Kleinsatelliten, CubeSats genannt, wiegen nur wenige Kilogramm. Es gibt auch die Möglichkeit, andere Nutzlasten zu transportieren – etwa Technologien von Start-ups, Forschungsinstituten und Raumfahrtunternehmen, die vor ihrer Kommerzialisierung im Orbit getestet und validiert werden müssen.
„Der ION-Satellitenträger ist eine innovative Lösung, die es kleinen Satellitenbetreibern ermöglicht, ihre Technologien im Weltraum zu testen (In-Orbit-Validierung) und die Kommerzialisierung neuer Satellitendienste zu beschleunigen“, erklärt Christian Kohr, der als Lead Engineer in der EIB-Abteilung Digitale Infrastruktur am D-Orbit-Projekt mitwirkte. Anders Bohlin, Lead Economist bei dem Projekt, fügt hinzu: „D-Orbit ist mit seinem ION-Konzept Innovationsführer auf diesem Gebiet.“
Sobald das Weltraumtaxi voll betriebsfähig ist, wird es jede Nutzlast schneller in den Orbit bringen, als es heute möglich ist. ION ist modular aufgebaut, wobei jedes Modul wie ein Legostein eingesetzt und abhängig von der Nutzlast wieder neu konfiguriert werden kann.
Weg mit dem Weltraumschrott
Die ersten zwei Weltraummissionen von D-Orbit legten den Grundstein für Origin. Die erste im Jahr 2013 bewies, dass das Legostein-System funktioniert. Die zweite im Jahr 2017 testete das Geschäftsmodell der Satellitendienstleistungen und validierte das System für die Außerbetriebnahme und sichere Entsorgung ausgedienter Satelliten. Das System mit dem Namen D3 (D-Orbit Decommissioning Device) wurde mithilfe der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation entwickelt und soll verhindern, dass sich zu den etwa 130 Millionen Schrottteilen im Weltraum noch weitere hinzugesellen.
Kreislaufwirtschaft im Weltall ist möglich, wenn man D-Orbit glaubt. Daher dürfte sich das Weltraum-Recycling bald zu einem neuen Geschäftsfeld entwickeln. Dann könnten Raumschiffe im Weltall gebaut werden – mit Ressourcen wie „toten“ Satelliten in greifbarer Nähe.
(D-Orbit ist als erfolgreiches Start-up aus dem Inkubator der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Lissabon hervorgegangen. 2019 arbeitete das Unternehmen mit der ESA an dem Projekt Sunrise, einer Art Müllabfuhr im Weltraum.)
Im Rahmen derselben Mission arbeitete D-Orbit mit dem Nationalen Interuniversitären Konsortium für Telekommunikation und dem Forschungszentrum der Universität Florenz an der In-Orbit-Validierung von SatAlert, einem satellitengestützten Kommunikationsprotokoll. SatAlert liefert bei Naturkatastrophen standortbezogene Informationen über Lebensmittel und Unterkünfte, wenn die lokalen Kommunikationsnetze ausgefallen sind.
Klimadaten – für alle zugänglich
Die Erdbeobachtung spielt eine wichtige Rolle für die Europäische Weltraumorganisation, deren Sentinel-Missionen Teil des Copernicus-Programms der Europäischen Union waren.
Daher will das Klimabüro der Europäischen Weltraumorganisation auch verstärkt Datensätze aus der Satellitenbeobachtung nutzen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Die Daten der Sentinel-Missionen sind für alle kostenlos zugänglich.
Mitte der 1980er-Jahre wurde das Ozonloch durch Erdbeobachtung entdeckt. Dies führte 1987 zur Unterzeichnung des Montrealer Protokolls. Fast 40 Jahre später zeigt die Ozonschicht nun erste Anzeichen einer Erholung. „Für die europäische Raumfahrt bietet sich eine große Chance, weil sich der New-Space-Sektor zu einem bankfähigen und nachhaltigen Geschäftsfeld entwickelt. Und das ist noch nicht alles: Mehr als 2 000 Unternehmen haben sich dem Ökosystem der Europäischen Weltraumorganisation angeschlossen“, freut sich Elia Montanari, bei der Europäischen Weltraumorganisation für Management and Control im Bereich Business Applications zuständig.