Meine Damen und Herren,
danke, dass Sie heute bei uns sind. Ich möchte die Vereinten Nationen und die ägyptische COP27-Präsidentschaft zur ausgezeichneten Organisation der diesjährigen Gespräche beglückwünschen.
Die Europäische Investitionsbank hat eng mit Ägypten zusammengearbeitet, damit die Konferenz generell und im Land selbst ein Erfolg wird.
Die EIB ist seit 1979 in Ägypten aktiv. Und wir setzen unsere Partnerschaft fort, um die ehrgeizige Klimaschutzstrategie 2050 des Landes zu unterstützen. Dazu gehören Investitionen in grüne Energie, nachhaltigen Verkehr, Landwirtschaft und sauberes Wasser.
In den nächsten Tagen kündigen wir neue Projekte an, die die grüne Wende des Landes beschleunigen und es gegenüber den Folgen des Klimawandels widerstandsfähiger machen werden.
Untermalt wird die COP von den aktuellen Krisen. Letztes Jahr fand sie während der Pandemie statt.
In diesem Jahr beschäftigt uns der unprovozierte russische Einmarsch in die Ukraine, eine menschliche Tragödie und die Ursache der weltweiten Energie- und Nahrungsmittelkrise. Der Krieg und die dadurch bedingten Krisen haben das Risiko einer weltweiten Rezession erhöht. Und wir wissen nur zu gut, wer am meisten darunter leiden wird: die Armen, denen die Mittel fehlen, um dem Sturm zu trotzen.
Gleichzeitig warnte der IPCC-Bericht mehrfach eindringlich davor, dass sich das Zeitfenster, in dem wir die Erderwärmung begrenzen und uns an die Folgen des Klimawandels anpassen können, rasch schließt.
Eins ist klar: Wir können uns beim Kampf gegen den Klimawandel nicht hinter der Pandemie, dem Ukrainekrieg oder einer anderen Krise verstecken. Wir haben keine Wahl: Wir müssen das Klima schützen.
Der IPCC-Bericht sagt auch, dass wir unsere Emissionsziele immer noch erreichen und unsere Infrastruktur klimafester machen können.
Aber dazu müssen wir jetzt handeln – heute, hier auf der COP27 getreu ihrem Motto: Gemeinsam zur Umsetzung!
Die EIB steht bereit. 2021 stellte die EIB weltweit die Rekordsumme von 27,4 Milliarden Euro an grünen Finanzierungen bereit – mehr als 50 Prozent unseres gesamten Volumens. Dazu gehörten Investitionen in schwimmende Windparks in Europa, in Solarenergie in Afrika, in sauberen Verkehr in Asien und in Klimaanpassung in Lateinamerika.
Ich kann heute schon sagen,
- dass wir im Jahr 2022 wieder ein ähnliches Volumen an grünen Finanzierungen erreichen und
- in den nächsten zwei Wochen hier auf der COP eine Reihe neuer Projekte ankündigen.
Meine Damen und Herren,
die aktuelle Energiekrise ist nicht nur eine europäische Krise. Die Internationale Energieagentur bezeichnete sie als die erste globale Energiekrise der Geschichte.
Die Krise zeigt: Wir brauchen den Klimaschutz und vor allem die Dekarbonisierung unserer Energiesysteme – nicht nur um unseren Planeten vor einer Klimakatastrophe zu bewahren, sondern auch für Energiesicherheit und Wirtschaftswachstum.
Deshalb müssen wir den Fokus bei der Bewältigung der Energie- und Klimakrise auf Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Stromnetze und Energiespeicherung legen, aber auch auf innovative Technologien, die stark CO2-lastige Sektoren wie die Schwerindustrie, die Schifffahrt und die Luftfahrt dekarbonisieren.
Ich fordere die Teilnehmenden der COP27 daher zu innovativen Partnerschaften zur Finanzierung grüner Technologien auf. Die EIB steht bereit, um gemeinsam mit all ihren Partnern die grünen Lösungen der Zukunft zu finanzieren.
Vor zwei Wochen hat unser Verwaltungsrat beschlossen, in den nächsten fünf Jahren zusätzliche 30 Milliarden Euro für saubere Energie bereitzustellen, um den REPowerEU-Plan der Europäischen Kommission zu flankieren. Diese herausragende Initiative wird der EU helfen, sich aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu befreien, ihre Klimaziele zu erreichen und die Weltwirtschaft zu dekarbonisieren.
Sicherlich ist es schwierig, jetzt mehr ins Klima zu investieren. Durch den Konjunktureinbruch stehen nur begrenzt Haushaltsmittel zur Verfügung. Das gilt vor allem für den Globalen Süden, wo die öffentlichen Kassen längst nicht genug hergeben.
Entwicklungsbanken können bei diesen gemeinsamen Bemühungen eine zentrale Rolle spielen, indem sie das Risiko von Investitionen verringern und private Geldgeber mobilisieren.
2020 vergaben die multilateralen Entwicklungsbanken 66 Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz. Davon flossen mehr als die Hälfte in Entwicklungsländer.
Allein 2021 erhöhten die MDBs ihre Klimafinanzierungen auf 82 Milliarden US-Dollar. Wieder ging mehr als die Hälfte an Entwicklungsländer.
Damit überstiegen die Gesamtfinanzierungen der MDBs bereits 2021 die auf dem UN-Klimagipfel 2019 in New York festgelegten Klimafinanzierungsziele bis 2025.
Die EIB führt in diesem Jahr den Vorsitz in der Gruppe der MDBs. Gestern haben wir eine gemeinsame Erklärung zu unserem gemeinsamen Klimaschutzziel veröffentlicht.
In der Vergangenheit haben die MDBs bewiesen, dass sie schnell und in großem Maßstab liefern können. Unsere Zusammenarbeit – von strategischen Diskussionen bis hin zur technischen Zusammenarbeit auf Projektebene – wertet den Beitrag jeder einzelnen Institution auf.
Die Lage ist ernst. Es wird weltweit noch zu wenig getan. Aber ich bin optimistisch. Ich sehe viele Erfolge. Sie sind zwar manchmal klein, aber wichtige Etappen auf dem langen Weg, der vor uns liegt.
Sie machen mich zuversichtlich, dass die Weltgemeinschaft die Herausforderung letztlich meistern wird. Wir, die Europäische Investitionsbank, leisten unseren Beitrag dazu.
Ich übergebe nun das Wort an EIB-Vizepräsident Ambroise Fayolle, der zwei Ankündigungen bereithält.