Für eine lebenswerte Zukunft sind Klimaschutz und Innovation gleichermaßen bedeutsam, in Europa und weltweit. Doch Afrika ist von der globalen Erwärmung besonders bedroht. Der Kontinent braucht grüne Investitionen in Billionenhöhe – und Kenia will dabei ganz vorne mitspielen.
Das Land ist gut aufgestellt. Es kann die stark umweltbelastende Wachstumsphase überspringen und direkt in einer nachhaltigeren Gesellschaft landen. 2008 legte Kenia das Entwicklungsprogramm Vision 2030 auf, um bis dahin vollständig auf regenerative Energien umzustellen. Schon jetzt kommen mehr als 90 Prozent des Stroms in Kenia aus erneuerbaren Quellen. Das Land hat massiv in Wasserkraft und Solarparks investiert, vor allem aber in Erdwärme. Geothermieanlagen erzeugen über 40 Prozent des benötigten Stroms.
Seit den 1950er-Jahren ist Kenia „Vorreiter bei der Erdwärme in Afrika“, weiß Peketsa Mangi. Er steht mitten auf einem saftigen Feld im Great Rift Valley, hinter ihm schnaubt die Erde dicke, weiße Dampfschwaden aus.
Mangi wuchs auf dem Land auf, in einer Hütte ohne Strom, mit Licht nur aus rußigen Laternen. Heute ist er Leiter eines Erdwärmeprojekts am Standort Olkaria, einer der größten Geothermieanlagen der Welt. Der Komplex liegt rund 120 Kilometer nördlich von Nairobi, größtenteils im Nationalpark Hell’s Gate.
Der Park ist bekannt für seine imposanten Felswände, Schluchten, vulkanischen Säulen, heißen Quellen und Geysire, die aus der Tiefe emporschießen. Die geothermische Energie steigt durch lange Bruchlinien in der Erdkruste auf. Diese Gräben ziehen sich durch ganz Ostafrika und leiten die Magmahitze aus dem Erdinneren an die Oberfläche.
Rundum von Weiden und Blumenfarmen gesäumt, zapfen die Olkaria-Kraftwerke über Bohrlöcher die Energie der Erde an. In mehreren tausend Metern Tiefe fangen sie Dampf auf und befördern ihn durch Leitungen zu den Turbinen, die den Strom erzeugen. Große weiße Rohre führen Wasser oder Dampf durch den gesamten Komplex, der rund 70 Quadratkilometer einnimmt. Die Rohre stehen auf Stelzen, damit Tiere darunter hindurchlaufen können, und haben sogar hohe Bögen für die Giraffen, die morgens unter den umliegenden Bäumen frühstücken.
„Ohne Erdwärme könnte das Land seinen Strombedarf kaum decken“, stellt Mangi fest.